Das Tier als Pläsier (Haustiere)

Um es vorweg klarzustellen: Ich habe nichts gegen Hunde. Überhaupt nichts. Was mir gegen den Strich geht, sind Hundehalter, die der Verantwortung für ihren Vierbeiner weder mental noch emotional gewachsen sind. Warum meinen manche, ihre Gefährten vermenscheln zu müssen? Ist es sinnvoll, Lumpi vor lauter Liebe ständig abzubusseln? Abgesehen davon, dass auch Lieblingshunde Zoonosen oder Parasiten übertragen können, muss sich doch die Frage stellen: was hat das Tier davon? Warum küssen sich Hunde wohl nicht untereinander? Einfache Antwort: Weil sie sich halt lieber gegenseitig die Muffe lecken. Also ran an die Rosetten, Freunde.

Auch Designercape, Hundebuggy, oder Schokolade fürs Zamperl sind alles andere als Belege für Tierliebe. Derlei bestätigt allenfalls den Verdacht, dass Frauchen oder Herrchen mindestens zivilisationsgeschädigt sind – und das Dasein für ihr Tier eher ein Hundeleben sein muss.

Die Wahl eines präsentableren Begleiters soll Selbstwahrnehmung und Außendarstellung seines Besitzers stützen. Eine süße Miezekatze auf Führers Schoß hätte sich propagandistisch kaum angemessen ausschlachten lassen. Für die erwünschte Emotionalisierung der Volksgenossen musste schon etwas eindrücklicheres, wie ein rassereiner Schäferhund her. Kurz bevor der zynischen Show endgültig der Saft abgedreht wurde – und mit ihr die bramarbasierende Volksverblödung aus Wochenschau und Volksempfänger, durfte Blondi eine der Blausäurekapseln vorkosten, damit Herrchen ganz sicher gehen konnte, weder lebend noch ausgestopft in Stalins Panoptikum zu landen. Nibelungentreue bis in die Götterdämmerung, aber da hat dieser Quatsch längst kein Schwein mehr interessiert.

Heute blähen Pitbull oder Rottweiler den breitbeinigen Auftritt echter Kerle. Und weil deine Wißbegier lieber nicht wissen will, an welchem Ende der Leine weniger Grütze zerrt, wechselt sie angesichts solcher Kampfgespanne regelmäßig die Straßenseite. Darüber freut sich der Macker. Für solche Erfolgserlebnisse hat er sich den Köter schließlich zugelegt.

Die zugehörige Ische schmückt sich nicht erst seit Irma la Douce gern mit einem Bichon. Mischlinge sind für dergleichen Selbstdarsteller sowieso außerhalb jeder Diskussion. Erst die richtige Auswahl der vierbeinigen Deko rundet das perfekte Klischee ab und sorgt für Akzeptanz im eigenen Milieu. Wie aber, frage ich, soll eine überzüchtete Töle unter der Fuchtel verhaltensauffälliger Bezugsmenschen zu einem vernünftigen Sozialverhalten kommen?

Seit der ersten Domestikation von Wölfen sind deren mannigfaltigen Abkömmlinge loyale Gefährten des Menschen. Finden seit Jahrtausenden als Hüte-, Wach-, oder Begleithunde ihr Auskommen. Eine Rasse eignet sich vielleicht besser zum Kumpel oder Spielkameraden, eine andere eher als Altersbegleiter. Hunde sind ergeben und auf ihre Weise imstande, Einsamkeit zu vertreiben oder Trost zu spenden.

Aber selbst das verständigste Tier ist auf nachvollziehbare Regeln angewiesen. Auf seine Routine. Will in seinem Hundsein akzeptiert werden, ist durchaus nicht wunschlos. Hingegen kann wohl kaum ein Hund etwas mit Gleichberechtigung anfangen. Wer mit einer verantwortungsvollen Frauchen- oder Herrchenrolle überfordert ist, sollte besser auf eine Anschaffung verzichten, bevor das bedauernswerte Vieh über kurz oder lang völlig verkorkst im Tierheim landet.

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