
Wolkenloser Februarmorgen, grell und klirrend Hochgezogene Mantelschultern an einer Haltestelle, Die Blicke verschlossen – hundert kleine Andachten Flüchtige Atemwölkchen in geballte Fäustlinge Tornister zu groß, Gesichter so müde

Wolkenloser Februarmorgen, grell und klirrend Hochgezogene Mantelschultern an einer Haltestelle, Die Blicke verschlossen – hundert kleine Andachten Flüchtige Atemwölkchen in geballte Fäustlinge Tornister zu groß, Gesichter so müde

zwischen zwei Brücken - oder nahe dem Anleger
wo zuweilen das Fernweh festmacht
dreiste Beschau, Blicke wie Tentakel
ihr Hund ist lächerlich klein und zittert
das Anerbieten auszuschlagen hingegen leicht
die Zeiten selbstgefälliger Formationsflüge Geschichte

In einer Fußgängerzone geraten zwei Radfahrer aneinander
Buridans Esel ist – nüchtern betrachtet – ohne Not verhungert
Wirkungsvoll geht man Wühlmäusen im Winter an die Wolle
Auch gedankenlos ausgesetzte Gedankenscherben können verletzen

Der bleierne Horizont adressiert eine verlegte Vision
In Lichtschneisen scheinen Fassaden von innen zu leuchten
Die Kompromisslosigkeit klarer Konturen ermüdet die Sinne
Nur beim beiläufigen Blick über die Schulter bleibt eine behagliche Unschärfe

Der Sperrmüll vor der Haustür hat sich festgesetzt
Am Kiosk kaufen drei Kinder pastellige Brausestangen
Die Frau im grauen Mantel hält sich an die Kehrwoche.
Ein eisiger Nordost schneidet Salzkristalle aus den Augen.
Des Schuhmachers Grund ist seine angegriffene Gesundheit.
Der bärtige Greis trägt den Fedora auf dem Hinterkopf.
im Wartezimmer sind gerahmte Erinnerungen an heitere Tage ausgestellt.

Manchmal, wenn ich einsam bin, so zwischen Nacht und Morgen, erinnere ich mich an damals. In seligen Momenten sahst du mich so an – und ich glaubte mich aufgehoben. Angekommen endlich. Wähnte magisch, was profaner kaum sein konnte. Jedes deiner Worte bekam Bedeutung weit über das Wort hinaus.
In meiner Obsession verklärte sich schon die zufälligste Berührung zu einer intimen Geste. Was könnte die Wahrnehmung der Wirklichkeit gründlicher trüben, als ein besoffenes Herz? Was meine Eitelkeit partout für Verliebtsein halten wollte, war kaum mehr, als Deine Neugier auf das Leben selbst.
Niemals warst Du zu fassen. So musste deine hübsche Larve endlich vollends zur pathetischen Projektion verkommen. Am Ende zerfiel auch das. Was blieb, war – neben ein paar barmherzig geschönten Erinnerungen – jene nachdrückliche Erfahrung, dass es ein wackliges Ego in jeder Lebensphase gewaltig aus dem Tritt bringen kann, wenn es sich beiläufiger abgehakt fühlt, als ein nachlässig ausgespucktes Kaugummi.

... stands in front of me,
The poor man behind my back.
They believe they can control the game,
But the juggler holds another pack.
(...)
Back inside this chamber of so many doors;
I've nowhere, nowhere to hide.
I'd give you all of my dreams, if you'd help me,
Find a door that doesn't lead me back again
Take me away.

… auf dem nächtlichen Friedhof
pfeif gegen deine Angst,
pfeife so laut du kannst
Deine Pfiffigkeit wird freilich wenig helfen
solange du nur Passagier deiner eigenen Reise bleibst

… das Wesentliche, konzentriere dich auf deine Freiräume
resümiere das Erlittene Erlebte Erlernte,
reüssiere im Undenkbaren Denkbaren Machbaren

… in einem anderen Leben. Alles war beseelt.
Der Tiger in seinem – Dir unsichtbaren – Käfig. Dieses traurige Nashorn. Die – wie absichtslos – im Sonnenlicht taumelnden Schmetterlinge.
Meister Adebar auf der großen Wiese im Park. Der Elefant, der erstaunliche Kunststücke konnte und das Zebra in seinem Schlafanzug. Waren sie Dir nicht geradeso lebendig wie der Teddy an der Hand des kleinen Mädchens – wie Dein rotes Auto?
War sie nicht voller Wunder, Deine Welt …

... die Stadt die Menschen schrill– doch farblos „kein Konsens, kein Konsens“ höre ich mich denken und träume mich eilends vom Acker – einmal mehr

... the night we met
With your hair piled up high
I will never forget
I'm drunk right now baby
But I've got to be
Or I never could tell you
What you meant to me
I loved you the first time I saw you
And I always will love you Marie
I loved you the first time I saw you
And I always will love you Marie
You're the song that the trees sing when the wind blows
You're a flower, you're a river, you're a rainbow
Sometimes I'm crazy
But I guess you know
And I'm weak and I'm lazy
And I've hurt you so
And I don't listen to a word you say
When you're in trouble I just turn away
But I love you and I loved you the first time I saw you
And I always will love you Marie
I loved you the first time I saw you
And I always will love you Marie

… liegst Du mit weit geöffneten Augen in Deinem Bett und bist verzweifelt. Weil Dir zwischen Einschlafen und Aufwachen bewusst geworden ist, dass du wohl niemals der große Zampano sein wirst, den du in deinen kindischen Phantasien so gerne gespielt hast.
Frage lieber nicht mich nach Deinem Weg, denn ich finde selbst meinen eigenen meist nur stolpernd …
Setz für den Anfang einfach bedachtsam einen Fuß vor den anderen


... was an ace
and I was just a jack
and the cards were never seen
we could have been the king and the queen
but she took me home back to her courtyard
where magnolia perfume screams
behind the gates and the granite
of the planet of New Orleans

Innehalten und
in arabesken Träumen verweilen
ablassen vom
verzweifelten Wüten gegen sich selbst

Strenggenommen ist die Ostsee gar kein richtiges Meer. Sie zählt zu den Binnen- oder Brackwassermeeren, ist gewissermaßen nur kleine Schwester eines wirklichen Ozeans. Gefahrlos ist sie deswegen keineswegs. Schon die Vokabel „Ostsee“ hat für mich etwas Bedrohliches. Assoziiert brüllenden, brodelnden und gischtenden Aufruhr und ist mit dem Grauen eines tausendfachen Todes in den Schiffsleibern der torpedierten „Gustloff“, der „Goya“, oder der „Steuben“ vebunden. Erinnert auch an den Untergang der „Estonia“ in ihren tosenden Fluten – Jahrzehnte später.
Die Ostanrainer nennen ihr Meer „Baltische See“. Klingt das nicht nach jenem kompromisslos lichtblauen Absoluten, mit dem nur dieses Meer den Himmel zu spiegeln vermag? Nirgendwo sonst auf der Welt scheinen die Farben so intensiv, ist die Luft so licht und klar wie in den Sommern entlang der Küsten bis hinauf nach St. Petersburg. Wenn man die Seele für kleine stille Momente nicht nur sprichwörtlich baumeln lassen könnte, dann an einem solch sonnigen Tag – und an einem dieser feinsandigen Strände der Baltischen See.

Zahnarzttermin in Frankfurt um 13:00 Uhr. Der heißeste Tag des Jahres bis hierhin. 11:45 Uhr ab Waldhof. Einen Zug lässt die Bahn ausfallen. Einfach so … … ohne jede weitere Erklärung, ohne Nachsuchen um Entschuldigung.
Der RE 70 verkehrt stündlich. Im 12:45 er … Klimaanlage – Fehlanzeige. Wir rumpeln durchs Ried. Lassen ein paarmal, abgestellt auf Nebengleisen, pressantere Wagenreihen passieren. Auch die Luft steht, bei gefühlten 50 Grad. Am Ende summieren sich weitere 20 Minuten Verspätung.
Derweil zieht sich ein weltfremder Vorstand in seinem Elfenbeinturm die fünfte Linie rein und halluziniert von Qualitätsinitiativen. Wird sich am Jahresende selbstzufrieden als Boni in die Taschen schieben, was auf seine Veranlassung an Serviceleistungen und Personalausgaben weggespart worden ist. Die Realität dieses Donnerstags hat jedenfalls was von Viehtransport auf dem Balkan. Menschenverachtend, brutal, verantwortungslos …

was doch juveniler Usus war. Anhalten, aussteigen, verweilen. Begierig zitternd einatmen, sprachlos staunen und befreit ausatmen. Lächelnd geschehen lassen – gleichwohl nicht schon wieder einzuordnen suchen. Das vor allem. Einen Schleichweg finden – aus diesem zwiespältigen Erwachsensein zwischen Erfahrung und Erwartung, Chaos und Konvention, Neigung und Notwendigkeit.

Backsteinmauern. Der Geruch nach geteerten Staketenzäunen, Braunkohlebrand und Schweinebraten. Lähmend endlose Sonntagnachmittage, an denen nur die Sperlinge wie werktags lärmen dürfen. Nach Hause traue ich mich nicht, die teure Sonntagshose ist unterm linken Knie zerrissen. Die kleine Christiane teilt meine angstvolle Einsamkeit womöglich nur, weil ich eine gute Hälfte meiner zwei Rippen Trauben-Nuss abtrete …

… verkündet ein dicklicher junger Mann seiner Internetbekanntschaft beim vermutlich ersten realen Date – und hörbar von sich selbst überwältigt. „Fein gewählt“, denke ich anerkennend – und suche mir schleunig meine eigene Perspektive …

Einerlei, wie oft du dich in deinem Dasein verläufst – es bleibt doch dein Lebensweg. Sackgassen, beschwerliche Anstiege und eine helfende Hand gehören geradeso dazu, wie der untergehakte Bummel auf einem abendlichen Boulevard oder die einsame Wanderung ohne Ziel und Zeit. Du definierst Dich über deine Erwartungen und Erfahrungen, gebietest über persönliche Vorlieben wie Animositäten, bist inkonstante Quintessenz deiner Vorstellungen und Vorgaben.

Treat me like a prisoner
Treat me like a fool
Treat me like a loser
Use me as a tool
Face me till I'm hungry
Push me in the cold
Treat me like a criminal
Just a shadow on the wall