Prinzipien eines Grundschülers

Die Temperaturen dieses frühen Märztages erlauben selbst meiner Unverfrorenheit noch keine kurzen Ärmel. Wenige Schritte vor mir arbeitet ein vielleicht Acht-oder Neunjähriger Trottoirplatten ab. Meidet hüpfend jeden Spalt dazwischen. Wo eine lebendige Fantasie spielerisch drohende Abgründe überwindet und lebensrettende Inseln erreichen muss, nehmen Netzhaut und Realität des Erwachsenen nichts anderes wahr, als sandverfugtes Betonsteinpflaster und dessen ungesittete Vermüllung. Wenn überhaupt noch. Seine Jacke hat der Knabe unter die Tragriemen seines Schulranzes geklemmt.

Frierst Du gar nicht?“ störe ich seine Mission so naseweis wie altväterlich. Er überlegt nicht lange. Vergisst dabei keine Sekunde, auf einer Platte zu balancieren. „Eigentlich schon,“ klärt mich das Bürschlein schließlich selbstbewusst auf, „aber Montag, Dienstag und Mittwoch ist doch Sommer.“ „Ahsooo,“ dehne ich jäh entwaffnet und um Zeit zu gewinnen. Kucke vermutlich nicht eben geistreich aus der Wäsche. Hätt ich ja auch selber drauf kommen können. Füge folglich wenig schlagfertig und mehr zu mir selbst an: „da kann man wohl nichts machen“. Rufe ihm sogar ein hilfloses: „erkälte Dich bloß nicht,“ hinterher, während er in seinem Sommer davonhüpft. Von Klippe zu Klippe, über Canyons und Schluchten – und womöglich sogar ein wenig bibbernd.

Ein Kommentar zu „Prinzipien eines Grundschülers

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